Nachtfahrt nach Santorin
Wir legten am späteren Nachmittag gegen 17:00 Uhr in der Marina Alimos in Athen ab, Ziel war das 125 Seemeilen entfernte Santorin, für viele Segler die schönste Insel in der Ägäis. Der Legende nach soll hier das versunkene Atlantis liegen, glaubt man den Theorien von Homer.
Einige Stunden später war es stockfinster, navigieren war nur noch mit Kompass und GPS möglich. Im zweistündigen Wechsel wurde Ruder gegangen. Mein Wecker klingelte, es war 0:50 Uhr Nachts! Ruderwache 1 bis 3 Uhr - aufstehen wollte ich eigentlich nicht! Aber erst einmal wach, die ersten drei Kaffee getrunken, eine warme Suppe mit Weisbrot zu sich genommen, begann die Faszination des Momentums.
Unheimliche Stille, das leise Gleiten der Wellen, eine warme leichte Windbrise, ein mit Sternen befleckter klarer Himmel, wenige Lichter am Horizont. Gegen später brachen die ersten Sonnenstrahlen durch das Dunkel. Und plötzlich war ich nicht mehr alleine! Die komplette Crew stand neben mir, meine Kanne Kaffee geplündert und bestaunte das Naturschauspiel! Es waren diese magischen Momente, für die wir mitten in der Nacht aufstanden, für die wir die Strapazen einer 26-stündigen Etappe aufnahmen.
Um 19 Uhr des darauffolgenden Tages sahen wir die Hafenlichter von Thira, wie die Griechen ihr Santorin nennen. Im schwarzen Lavagestein zeigten sich oben am Berg die schneeweißen Häuser der Stadt, die weltberühmte blaue Kuppel der Kapelle wurde sichtbar. Ein langer Segeltag ging zu Ende, in der hafennahen Taverne gingen wir ungeduscht zum Abendessen, so groß war der Hunger.
Unser Versprechen, am nächsten Tag weiter zu segeln, hatten wir auch dieses Mal nicht eingehalten. Drei Tage lang waren wir der Faszination dieser unglaublichen Insel verfallen. Erst dann ging es - selbstverständlich wieder abends - weiter Richtung Mykonos.
Der mehrfache Weltumsegler Boris Herrmann sagte einmal: "Wenn du das erste Mal ein Schiff steuerst, gibt es für dich genau eine von zwei Entscheidungen. Entweder es wird eine einmalige Angelegenheit oder es wird ein Teil deiner Seele."
Segelrevier griechische Ägäis
Der Zweimaster "SY Sorigio" -
über 10 Jahre lang unser treuer Begleiter!
16m Länge - 4,20m Breite - 2,80m Tiefgang - ein Stahlrumpf.
Trotzdem hatte dieser schwere Zweimaster ein unglaubliches Fahrverhalten und brachte uns sicher durch jeden Sturm. Und in der griechischen Ägäis hatten wir sehr häufig Sturm, Windstärken von 6-9 Bft. waren die Regel. An eine Flaute kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern, sicherlich gab es auch Tage mit ein paar Stunden Windstille, aber das war schon extrem selten. Die griechische Ägäis kann man definitiv als ein rauhes Segelrevier bezeichnen, für mich persönlich neben der Nordsee und der Englischen See das anspruchsvollste Revier Europas.
Dafür bekommt man unendliche Freiheit, traumhafte Inseln und ein Hauch Nostalgie der alten griechischen Seefahrer. Die schönste aller Inseln ist Santorin, da gibt es keine zwei Meinungen. Sehenswert auch Rhodos mit seiner grandiosen Stadtmauer, Serifos mit seiner Altstadt am Berg, Amorgos mit den uralten Klöstern, Mykonos mit seinen vielen Windmühlen, die Liste hat kein Ende.....
Die griechische Ägäis ist sicherlich kein Revier, um mit dem Segeln zu starten. Das ionische Meer um Korfu bietet sich da eher an, natürlich auch die kroatische Adria, die türkische Ägäis oder die Ostsee. Ich bin mir aber sicher, das jeder Segler eines Tages vom Bann der griechischen Ägäis angezogen wird und den Spuren Odysseus folgen möchte.
Das ist die Bestimmung von uns Seglern........
Zum Glück SRC
Vor kurzem erzählte mir ein ehemaliger Sportbootschüler, den ich in diesem Bericht Klaus nenne, von seinem ersten Yachtunfall auf See und der Nutzung seiner Sprechfunkkentnisse. Mittelgroßes Motorboot, neun Personen an Bord, Revier Istrien.
Von Rovinj aus über Cisterna geht es nach Pula und wieder zurück, plötzlich passiert es!
Das Schiff kollidiert mit einem Felsen, der übersehen wurde, die Antriebswelle bricht weg, das Boot wird sofort mannöverierunfähig. Keine 400m von der Küste weg ist auch das Handynetz verschwunden. Die einzige Möglichkeit die Basis zu kontaktieren ist das Funkgerät.
Klaus sagte: "gut das wir einen SRC Schein gemacht hatten und Funk an Bord, denn die Steuerung setzte komplett aus und das Boot war voll mit 9 Personen, auch Kinder....."
Wenig später kam die Basis und schleppte das Boot ab. Die Kaution war weg, aber dafür sind alle Besatzungsmitglieder mit einem großen Schrecken davon gekommen.
Bemerkung:
Wie oft hören wir, ja...... die Kroaten mit ihren ganzen Scheinen, die sie wollen....., alles Geldgier, völlig unnötig, reine Schikane.
Nein, das ist es nicht! Der SRC gehört heute genauso auf`s Boot wie der Verbandskasten.
Leider muss erst immer etwas passieren, bevor solche "Messages" bei jedem ankommen.
Klaus hat sich vorbildlich verhalten, auf dem Wasser kann immer etwas passieren, mit seinem Funkschein hat er die Crew gerettet, denn man kann natürlich auch aufs weite Meer abtreiben, je nachdem wie der Wind steht.